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Dem Monster auf der blutigen Spur (13) Möwen
 
Zu den Tieren Possierliches Strandfedervieh, das in den meisten Hörspielen aus dem Hause EUROPA für eine gediegene Strandatmosphäre herhalten muß und deshalb mit exakt denselben melodischen Schreien an zig Küsten der Welt zu Hause ist, egal ob vor Kirrin Island, Seaside, der Praia de Beliche, oder gar auf der Trash-Geräuscheplatte "Träumen am Strand" (25 Minuten lang Meeresküstenatmosphäre!), die einer der Miller-Geschäftsführer selbst im Urlaub aufgenommen haben will. Da lachen ja die Möwen!
Auch an der bretonischen Küste haben die Möwen ihre Schnäbel im Spiel, besitzen sie doch ein erhöhtes Agressionspotential und perforieren die Haut zweier Erwachsener, Silvie und Horst Gallun, am Kopf (wohl im Versuch, ihnen die Augen auszuhacken) und am Hals, was wiederum auf vampirische Gelüste schließen läßt ... Ob es die Flattertiere von Portugals Süden sind, welche sich schon in den Dienst der Gräfin Dracula gestellt hatten? Sind sie - nachdem die Tochter des Grafen Dracula maststabsgetreu zu Staub zerfiel - die europäische Atlantikküste gen Norden gezogen, um sich in dem Monster Salaün einen neuen übernatürlichen Kumpel zu suchen, der ihnen zeigt, wo die Arterien verlaufen?
Ja, niemand anderes als Salaün, der Mutant vom Strand, steckt hinter dem heimtückischen Angriff vor dem Ferienheim: Weil Horst, der hypernervöse Kopf der Familie, selbigen immer wieder verliert und wenige Minuten zuvor seinem Zögling Martin eine semmeln wollte, und Salaün solch reaktionäres Gebaren nicht toleriert, tischt der über übernatürliche Kommunikationskräfte vermögende Riese, der in seiner Kindheit „Dr. Doolittle“-Bücher en masse verspeist haben dürfte, mit Hilfe seiner tierischen Freunde den beiden Eltern ein Einschüchterungsmenü in drei Gängen auf: Als Vorspeise Möwenpick, als Hauptmenü Mückenstich und zum Nachtisch Steinlilien, frisch durchs Fenster geschmissen.
Nachdem die Galluns sich der Möwen erwehrt und ihnen von innen die Tür vor den Schnäbeln zugeschlagen haben, lassen sich die weißen Rächer getreu dem filmischen Vorbild The Birds (1963, Regie: Alfred Hitchcock) auf den umliegenden Felsen und Autos nieder und beobachten gemächlich abwartend, wie sich die Familie durch Gang zwei und drei quält: Horst bedient sich diverser rational-technischer Hilfsmittel wie z.B. Pflaster und Insektenspray, und seine Silvie lebt ihre hysterische Veranlagung erst so richtig aus; nur Martin steht dumm in der Gegend herum und guckt ebenso aus der Wäsche, denn ihm tut ausnahmsweise niemand was. Nach dem Steinwurf kehrt verwunderte Ruhe ein - doch die wird von einem Lachen durchbrochen, das Silvie zu hören glaubt. War das Salaün?
Oder waren es, wie Horst in dem ihm eigenen penetranten Erklärstil bemerkt, “Lachmöwen“? Welch ein Freudscher Gedankengang: Horst Gallun scheint zu wollen, daß die Möwen ihn auslachen; er resigniert im tiefsten Innern und gönnt den Augenhackern den Triumph, der Touri-Family den Urlaub vergällt zu haben! Doch nicht nur die Möwen lachen ihn aus; auch die Ornithologen schlagen sich auf die Schenkel, denn die wissen’s besser: Lachmöwen (Larus ridibundus) verdanken ihren Namen der Lache (flacher See), an welcher sie ursprünglich brüteten und wüteten. Aber wer weiß, vielleicht denkt Horst ja auch, der Name leite sich von „Blutlache“ ab ... (sh)
 
 

 

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© Die Gruselseiten (25. Februar 2002)