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Dem Monster auf der blutigen Spur (13) Jean
 
Sprecher Marek Harloff
Markante Textbeiträge "Hast du Mut?"
"Weg! Schnell weg!"
"Sieh doch mal, die Spur, die von den Klippen kommt ..."
Zur Person Einer der beiden an der bretonischen Küste umherlungernden und wahrscheinlich jedes dahergelaufene Touri-Kiddie mit "He, machst du Ferien hier?" anquatschenden Dreikäsehochs, die mit dem 14jährigen Martin Gallun Bekanntschaft machen, welcher wie die beiden einheimischen Kinder noch die Hürde des Stimmbruchs vor sich hat. Mutproben gehören jedoch schon längst zum Repertoire von Jean und Paul, und so überreden sie den leicht gelangweilten Jungen, dessen Eltern Silvie und Horst sich in einem Restaurant in Brignogan den Bauch vollschlagen und wahrscheinlich auch noch den für Martin vorgesehenen Kinderteller vertilgen, sich ein echtes Monster von Näherem zu betrachten: Salaün, den einfältigen Mutanten, der in einer Höhle am Strand hinter Felsen ein einsames, nur durch seine gefiederte Möwenfreunde aufgeheitertes Dasein fristet und sich begreiflicherweise hin und wieder über die präpubertierenden Möchtegernmutigen aufregt, wenn die mal wieder einen Touristen über die Felszacke starren lassen. Bei dieser Begegnung weiß sich Salaün zu wehren, faßt den etwas zu nahe herangekommenen Martin am Bein und läßt ihn nur los, als der seinen Schuh opfert und schreckensbleich davonrennt. Davongerannt sind auch Jean und Paul, denn wie hatten sie vorher noch großspurig behauptet: „Wer ihn berührt, der wird verrückt; der läuft ins Meer und ertränkt sich!“ Tja, und jetzt haben sie Fracksausen, daß Martin mal eben zum Mutanten mutiert und die beiden abmurkst – also nichts wie weg. Oder doch nicht?
Wohl nicht! Nur wenige Stunden später reißen die beiden Martin aus dem Schlaf, entschuldigen sich bei ihm und führen ihn mitsamt seinen gerade ankommenden Eltern an den Strand. Dort hat Salaün erst die Koffer und sich dann ein männliches Opfer gepackt. Das Monster läuft also frei herum, und von nun an bestreitet Martin die Handlung ganz alleine. Salaün bringt ihn dazu, ihm in die Nacht hinaus zu folgen - Jean und Paul liegen da schon längst in ihren Betten und träumen von gelungenen Mutproben. Oder doch nicht?
Wohl nicht! Im Laufe des Finales (es ist tiefe Nacht) tauchen Jean und Paul plötzlich in Le Folgoët auf, dem Ziel von Salaüns Wallfahrt. Der Pilgerort liegt diverse Kilometer von der Küste bei Brignogan entfernt. Sind sie zu Fuß gelaufen? Fahrrad gefahren? Getrampt? Oder haben sie ein Auto kurzgeschlossen? Es ist nicht wichtig, und eigentlich ist auch ihre Präsenz in der letzten Szene läßlich. Nachdem Saläun sich an der Außenmauer der Kathedrale Notre-Dame-du-Folgoët das Weihwasser aus der Fontaine de Salaün die Kehle hinuntergestürzt hat und mehr als nur ein Sodbrennen verspürte, findet das übliche heitere Wir-haben’s-geschafft-Geplänkel dann auch ohne die beiden Knirpse statt und konzentriert sich auf die Familie - Jean und Paul sagen keinen Ton mehr. Vielleicht fragen sie ja im Hintergrund den Polizisten: „He, machen Sie Ferien hier ...?“ (sh)
 
 

 

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© Die Gruselseiten (23. März 2002)