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  Brent, Larry
 
Sprecher Rainer Schmitt
Markante Textbeiträge "Na, dann werd' ich mir schnell noch ein Steak reinpfeifen, damit ich nicht auch noch vom Fleisch falle ..." ("Irrfahrt der Skelette")
"Sie machen mich wahnsinnig, Mann! Wer ist denn hier nun der Fachmann, Sie oder ich? Erst schleichen wir wie zwei kreuzlahme Riesenameisen durch Wien, und jetzt wissen Sie nicht einmal, wo diese vermaledeite Glockengießergasse ist!" ("Marotsch, der Vampirkiller")
"Hallo, alte Stimme! Mit dem Chopper-Sound hätte ich sicher das ganz große Geld aus den Synchronstudios von Hollywood bis Berlin rausholen können, aber das ist nicht mein Ding ..." ("Chopper, Geisterstimme aus dem Jenseits")
"Eine Kutschfahrt in dunkler Nacht hat schon manchen froh und glücklich gemacht." ("Die Jenseitskutsche von Diablos")
Zur Person Der gute Larry hat zwar nicht mal einen Gastauftritt in der Gruselserie, ist aber aus der Horrorhörspielwelt nicht wegzudenken. Gemeinsam mit "Macabros" und "Dämonenkiller" läutete die "Larry Brent"-Reihe auch einen Kurswechsel bei EUROPA in Sachen Schauder auf Band ein: Anfang der 1980er Jahre rollte die Splatterwelle durch die Kinos, und die Partystimmung war noch nicht durch Videohysterie und übereifrige Moralapostel getrübt; also wollte man auch diesem Trend für's lukrative 6,95-DM-Format Rechnung tragen - weg vom klassischen Stil der Neonreihe war nun eine härtere Gangart angesagt, bis ... na - das heb' ich mir für später auf ...

Die Hörspielserie "Larry Brent" basiert auf den gleichnamigen Heftromanen von Dan Shocker, der seinerzeit - es war das Jahr 1968 - mit dem ersten Abenteuer des sympathischen Agenten ("Das Grauen schleicht durch Bonnards Haus") den Gruselkrimi als Triviallektüre in Deutschland etablierte. Nun würde eine Abhandlung über Larrys Heftchenhistorie den Rahmen dieses (selbstverständlich nur räumlich!) bescheidenen Beitrages sprengen, deshalb nur ein paar kurze Basic-Anmerkungen zum Inhalt: Ausgangspunkt aller Missionen des smarten Helden mit der schmucken Kodierung "X-Ray 3" ist die geheime Zentrale der noch heimlicheren PSA (Psychoanalytische Spezialabteilung) unter dem beliebten Speise- und Tanzlokal "Tavern on the Green" im Herzen des Central Parks in New York. Dort zögert David Gullen (niemand weiß, wer er wirklich ist, und doch kennt jeder den betreffenden Erzählertext in- und auswendig) mit schöner Regelmäßigkeit keine Sekunde, um seinen besten Agenten für die PSA ins Rennen zu schicken. Die PSA schreitet tatkräftig überall auf der Welt dort ein, wo die offiziellen Spürhunde aufgrund mysteriöser Vorfalle verwirrt die Segel streichen müssen. Das ist eine feine Sache, erlaubte sie Dan Shocker doch, seine Pulp Stories in abwechslungreichen, teils exotischen Settings anzusiedeln ...
Zwei weitere essentielle Charaktere der Roman- wie auch der Hörspielserie sind Brents Kollegen Ivan Kunaretschev und Morna Ulbrandson alias "X-Ray 7" bzw. "X-GIRL" (!?!) C. An letzterer hat unser Larry einen Narren gefressen, was besonders in den spritzigen Dialogen zum Tragen kommt, die sich Rainer "Larry" Schmitt und Heidi "Morna" Schaffrath auf den Kassetten liefern. Da wünscht man sich glatt, daß Mulder vor einem "Akte X"-Einsatz mit seiner schnuckeligen Partnerin Skully nicht gerade wieder das gewohnte Pensum an Baldrianpillchen intus hätte ... Naja, hier haben wir jedenfalls das zweitcoolste Hörspielpaar - es fehlt nicht viel (aber eben doch a bisserl!), und sie könnten den Fawleys das Wasser abgraben.

Von den fünfzehn Folgen der Serie erlangte besonders die (man will schon fast meinen: wahllos rausgepickte) Folge 9, "Die Schlangenköpfe des Doktor Gorgo", eine gewisse Berühmtheit. Sie wurde indiziert. Dies hatte zur Folge, daß EUROPA in einer Blitzaktion alle in ihren Augen für die staatlichen Moralmüllmänner eventuell anrüchigen Produktionen vom Markt nahm, was der Vielfalt auf dem Kassettensektor längerfristig einen tiefen Schlag versetzen sollte, von dem sich das kommerzielle Hörspiel erst jetzt langsam zu erholen beginnt. Noch berühmter als die Folge 9 sind vielleicht nur noch die Folgen 16 bis 18, die auf einem Kassetteneinleger zwar angekündigt wurden, aber nie erschienen. Ob diese vier Tapes in einer mehr oder weniger vollständigen Fassung ebenfalls "Die Rückkehr der Klassiker" antreten werden, bleibt abzuwarten.

Was das Hören von "Larry Brent" noch heute zu einem vollen Genuß macht, sind die detailreichen Texte, die in ihrer (ja auch nicht ganz ernstgemeinten) blumigen Wortwahl schon ganz klar auf eine etwas reifere (ähem!) Klientel abzielen, als "unsere" verspielte Gruselserie. Daß die Reihe mit ihren Abstrusitäten wie dem "Smith & Wesson-Laser" und der "mobilen Sende- und Empfangsanlage" in der Weltkugel auf Larrys Goldring keine unfreiwillige Lachnummer - etwa wie der auch auf einer Shocker-Vorlage basierende "Magier" von Maritim - geworden ist, geht nicht zuletzt auf das Konto der teils herrlich sarkastischen, pulpigen Skripts von "Charly Graul" alias Douglas Welbat, welcher auch dem Helden der "Macabros"-Serie seine Stimme lieh. Rainer Schmitt dagegen konnte vor gar nicht allzu langer Zeit den Brentschen jungenhaften Charme in seine Abenteuerrolle des ersten Hörspiels der in den Startlöchern eingeknickten "Schwarzen Serie" (Maritim) einbringen - wobei es sich bei "Der Fluch der Mumie" witzigerweise um ein Remake unserer vertrauten "Mörder-Mumie" handelte!
Und wer weiß: Vielleicht kann sich Rainer Schmitt demnächst wieder einige Tage im Terminkalender anstreichen und als Larry Brent die Welt vor dem Bösen bewahren ...? (md)

 
 
 

 

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© Die Gruselseiten (12. November 2000)